Im alten Ägypten werden die Gottheiten entweder in Form von Menschen oder Tieren oder als Mischwesen aus Tier und Mensch dargestellt. Dabei sind im Regelfall Tierköpfe auf die menschlichen Körper gesetzt. Diese symbolisieren die spezifischen Eigenschaften der Götter, weshalb beispielsweise Horus in seiner Funktion als Himmelsgott oft mit dem Kopf eines Falken abgebildet wird.
Im Falle der ägyptischen Göttin Bastet existieren sowohl Darstellungen, die sie als Frau mit dem Kopf einer Katze (1) zeigen als auch welche, die sie vollständig katzenförmig (2) darstellen. Dabei ist der friedliche Aspekt von Feliden im Blickpunkt, die allerdings als Löwin gefährlich werden können. Da sie besonders um die Aufzucht ihrer Jungen besorgt sind, werden sie als schützend wahrgenommen. Katzen gelten im alten Ägypten als heilig und werden als Inkarnation von Gottheiten verstanden. Daneben gibt es auch Gottheiten, die wie die kleine Bronzefigur des Gottes Ptah (3) rein menschlich dargestellt werden. Dieser wird als göttlicher Handwerker und Künstler betrachtet, was ein tierisches Merkmal hier überflüssig macht. Die Totenstelle mit einer Abbildung von ReHarachte (4) ist entweder im oder vor dem Grab der Verstorbenen aufgestellt. Re-Harachte ist eine Verbindung aus dem Sonnengott Re und dem Gott Harachte, der einen Aspekt des Horus darstellt, deshalb wird er mit einem Menschenkörper und einem Falkenkopf abgebildet. Der menschliche Körper ist hier jedoch in seiner Mumienform gezeigt – die Begegnung zwischen Verstorbener und Gottheit spielt sich im Jenseits ab. Re-Harachte reist tagsüber auf seiner Sonnenbarke über den Himmel und besucht nachts die Unterwelt, um diese für die Verstorbenen zu erleuchten.
Gustav-Lübcke-Museum, Hamm, Inv. 10593
Bronze, Hohlguss
H ohne Zapfen 10,95; max. B 3,75; T der Basis 4,15; B der Basis 1,75 cm
3. Zwischenzeit – Spätzeit (11.–4. Jh. v. Chr.), Fundort unbekannt
Die altägyptische Göttin Bastet steht auf einem Sockel und ist als Frau mit dem Kopf einer Katze dargestellt. Die Göttin trägt ein reich gemustertes Wollkleid und an ihrem linken Unterarm befindet sich ein Henkelkorb. Mit ihrer Linken hält sie einen Halskragen, eine sog. ägis, wie einen Schild vor ihrer Brust und in ihrer rechten nach vorne gestreckten Hand ein Sistrum, eine Rassel. Ihre Ohren sind in unterschiedlicher Höhe am Kopf angebracht und zu beiden Seiten ihrer platten Schnauze sind Schnurhaare eingeritzt. Katzenköpfige Göttinnen können wohlwollend und friedlich, aber auch wütend und somit eine Bedrohung für die Menschen sein. Während löwengestaltige Gottheiten wie Sachmet oder Tefnut gefährliche Mächte repräsentieren, verkörpert die katzenköpfige Bastet eine Göttin, welche Schutz spendet. Die zu wütenden Löwinnen gewordenen Göttinnen können jedoch durch Musik, Tanz oder Trunkenheit besänftigt werden, sodass sie wieder die Gestalt der katzengestaltigen Bastet annehmen. Hier wird diese Besänftigung durch die Rassel symbolisiert.
Die Bronzestatuette der katzenköpfigen Bastet zeigt somit die friedliche Seite der Göttin auf, wobei die Besänftigung mithilfe des Sistrums weiter anhält. Der Halskragen repräsentiert den schutzgebenden Aspekt der Göttin.
Weitere Informationen finden Sie in dem Katalog der Sonderausstellung unter Katalog-Nummer 9.
Gustav-Lübcke-Museum, Hamm, Inv. 1900
Bronze
H 6,5 cm
Spätzeit (7.–4. Jh. v. Chr.), Fundort unbekannt
Erhalten ist der oberste Teil eines Stabes, der in einer Papyrus-Dolde endet. Auf der geöffneten Blüte hockt aufrecht eine Katze. Der Stab war vermutlich aus Holz, der durch einen Aufsatz aus Bronze bekrönt war. Solche Stäbe können Abzeichen von Priestern sein, möglich ist auch, dass es sich um ein Fragment eines Möbelstücks handelt. Hier tritt die Göttin Bastet vollständig katzenförmig auf. Die Erscheinungsformen der altägyptischen Gottheiten können wechseln, und von vielen kennen wir auch eine Tiergestalt. Gerade in der ägyptischen Spätzeit, in die auch der Stabaufsatz zu datieren ist, werden an mehreren Tempeln lebende Tiere gehalten. Diese „heiligen Tiere“ sind in bestimmten Fällen tatsächlich als Inkarnationen von Aspekten von Gottheiten zu verstehen, in anderen Fällen – so wohl auch die Katze – dienen sie als Werkzeuge bei bestimmten kultischen Handlungen. Die rituelle Tötung von Katzen im Zuge von Festen ist durch Texte belegt, wobei diese Opfertiere oft eine rötliche Färbung haben: So werden sie als Symbole des Götterfeindes erkannt und vernichtet. Doch auch die Mumifizierung von Katzen ist zu Tausenden bezeugt, wobei die Transformation des toten Tieres zu einer beständigen Mumie ein wirkmächtiges Ritual ist.
Weitere Informationen finden Sie in dem Katalog der Sonderausstellung unter Katalog-Nummer 10.
Gustav-Lübcke-Museum, Hamm, Inv. 1933
Bronze
H 11,7; B 3,3; T 1,7 cm
305−30 v. Chr., Ptolemäerzeit, Fundort unbekannt, möglicherweise Memphis
Der Bronzevollguss zeigt den altägyptischen Gott Ptah auf einem kleinen Podest stehend. Auf dem Haupt trägt Ptah eine Kappe. Das Kinn ziert der gerade Königsbart. In seinen Bronzebildnissen hält Ptah häufig ein was-Szepter als Insignie seiner göttlichen Macht in den Händen. Dies ist wohl auch beim vorliegenden Beispiel der Fall, doch scheint der Stab zur rechten Schulter hin verbogen zu sein – vielleicht unterlief ein Fehler beim Herstellungsprozess. Ptah gehört zu den ältesten Göttern Ägyptens und ist v. a. mit der Königsstadt Memphis verbunden. Sein Name (äg. „der Erschaffer“) deutet bereits auf seine Funktion als göttlicher Handwerker und Künstler hin. Seine Kappe wird daher häufig als Teil seiner Arbeitskleidung interpretiert, da irdische Handwerker ebenfalls mit einer solchen Kopfbedeckung dargestellt werden können. In dieser Rolle fungiert er auch als Schirmherr der Arbeitergemeinden, in denen er besondere Verehrung genießt (z. B. Deir el-Medina). Schließlich gilt Ptah als Schöpfer, der die Welt mit seinem Herzen (Gedanken) und seiner Zunge (Wort) geschaffen hat. Ptah wird, im Gegensatz zu beispielsweise Bastet, mit menschlichem Kopf dargestellt. Ein tierisches Haupt würde nicht seinen Bezug zum (Kunst-)Handwerk repräsentieren.
Weitere Informationen finden Sie in dem Katalog der Sonderausstellung unter Katalog-Nummer 8.
Dutch National Museum of Antiquities, Leiden, Inv. Cl 324
Kalkstein
H 37; B 27,5 cm
26. Dynastie (Spätzeit, 664–526 v. Chr.), Fundort unbekannt
Die rundbogige Totenstele aus Kalkstein trägt das Bild einer Frau, die mit anbetend erhobenen Armen vor dem ägyptischen Gott Re-Harachte steht und ihm ein Opfer darbringt. Zwischen den beiden Figuren befindet sich ein mit Broten und einer Lotusblüte gedeckter Opfertisch. Aus der hieroglyphischen Inschrift geht hervor, dass die Verstorbene den Gott mit ihrem Opfer um Versorgung im Jenseits bittet. Aufgestellt wurden die Totenstelen vermutlich vor oder im Grab. Die Verstorbene wendet sich direkt an Re-Harachte, der auf der Stele als falkenköpfiger Mensch dargestellt ist. Sein mumifizierter Körper ist ein Hinweis darauf, dass die Szene im Jenseits zu verorten ist. Die Sonnenscheibe auf seinem Falkenkopf zeigt die Verschmelzung von zwei Göttern: nämlich des Sonnengottes Re mit dem Gott Harachte, dessen Name übersetzt „der horizontische Horus“ lautet. Horus wird aufgrund seiner Funktion als Himmelsgott häufig als Falke dargestellt. In seiner Form als Re-Harachte reist der Sonnengott tagsüber auf seiner Barke über den Himmel und durchquert nachts die Unterwelt. Die Totenstele ist Ausdruck des Wunsches der Verstorbenen, in das Gefolge des Sonnengottes aufgenommen zu werden, um somit selbst Teil des ewigen kosmischen Kreislaufes zu werden.
Weitere Informationen finden Sie in dem Katalog der Sonderausstellung unter Katalog-Nummer 11.