Die Statuette stammt aus dem 1. Jh. n. Chr. und war mit ihrem Typus im 1. und 2. Jh. n. Chr. in Rom beliebt. Hermaphrodit war das Kind von Aphrodite und Hermes. Nach Ovid ist Hermaphrodit mit einer Nymphe verschmolzen, die verliebt war. Dadurch erhielt der Körper unterschiedliche Geschlechtsmerkmale. Hermaphrodit wurde als Hochzeits- und Fruchtbarkeitsgottheit verehrt. Die göttliche Funktion ist nicht mit dem Ruf von realen intersexuellen Menschen, also Personen, die mit Merkmalen mehrerer Geschlechter geboren wurden, in der Antike vergleichbar. In schriftlichen Quellen werden sie mit guten und schlechten Omen in Verbindung gebracht, aber auch von Lukrez als Monster bezeichnet (5, 837 ff.). In Griechenland kann anhand der Quellen keine großflächige Verfolgung festgestellt werden. Nur Diodorus beschreibt, wie eine Frau mit beiderlei Geschlechtsmerkmalen verbrannt wurde (32, 12, 3.). In Rom herrschte im 1. und 2. Jh. v. Chr. Angst vor intersexuellen Menschen, weshalb so geborene Kinder ertränkt wurden. Plinius beschreibt im 1. Jh. n. Chr., dass sie zum Vergnügen dienen, was ihre Beliebtheit als Lustknaben unterstreicht (Plinius Naturgeschichte 7, 34).

Weitere Informationen finden Sie in dem Katalog der Sonderausstellung unter Katalog-Nummer 56.

Lady Lever Art Gallery, Liverpool, Inv. LL 13
Marmor
H 108,5; B 48; T 27 cm; G 59 kg
70–100 n. Chr., römisch